Stretching & Mobilität

Auch wenn man oft von verkürzten Muskeln spricht, so wissen wir alle, dass der Muskel nicht plötzlich woanders angewachsen ist. Bewegen wir uns aber zu lange nicht über den vollen Bewegungsumfang (Full Range of Motion) unserer Gelenksfähigkeit, so neigt der Körper dazu, diese auf das für ihn notwendige Maß zu reduzieren.

 

In den letzten 20 Jahren hat die Trainingswissenschaft mehrfach ihre Meinungen zum Dehnen geändert. Derzeit geht man davon aus, dass ein Bewegen innerhalb der vollen Gelenksfähigkeit in Verbindung mit einem statischen und auch leicht dynamischen Stretching die besten Erfolge erzielt.

 

In meinen Personaltrainings gehört zum "Prepairen" und "Aktivieren" des Körpers bei Trainingsbeginn auch ein aktives Stretching aller wesentlichen Gelenke über den vollen Bewegungsumfang dazu. Auch wenn sich die Muskulatur im noch kalten Zustand nicht allzu leicht dehnen lässt, so zeigt der Gesamt-Effekt des Dehnens mehr Wirkung.

Die These, dass ein Stretching am Trainingsbeginn die körperliche Leistungsfähigkeit reduziert ist längst überholt. Sie wurde aufgestellt, als Profi-Eishockey-Spieler vor dem Spiel eine ausgiebige Dehnprozedur durchliefen und die Aktivierung des Gesamtorganismus dafür reduzierten. Kein Wunder, dass die Profispieler wie leere Hosen auf dem Eis standen. 

 

Weiter ist festzustellen, das ein Stretching der Muskulatur nach einem stark belastenden Training eher zu Muskelfaserverletzungen, als zur erwünschten Erweiterung der Beweglichkeit führt. Ein zunächst biopositiver Trainingsreiz droht durch ein überzogenes Stretching in einen bionegativen Trainingsreiz zu kippen.

 

Der Körper ist dabei nicht mehr - oder nur mit überlanger Regenerationszeit - in der Lage, den gesetzten Trainingsreiz zu verarbeiten und zu kompensieren. Die Superkomensation bleibt aus und die Leistungsentwicklung des Sportlers stagniert.

 

Die wohl beste, wenn auch zeitaufwendigste Lösung ist, die Mobilisation des Körpers mit allen Facetten (Soft Tissue Work, Joint mobility etc.) in einer abgesetzten Einheit anzugehen.

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